Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland werden zumeist auf Gasimporte reduziert. Doch die Problematik ist wesentlich umfangreicher, wie aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht. Neben Gas bezieht die deutsche Industrie vor allem Chrom, Nickel und Palladium aus Russland. Diese Rohstoffe können nicht einfach ersetzt werden, daher erklärt das Institut, „dass neue Handelsbeziehungen zu alternativen Exportnationen für diese Rohstoffe essenziell sind“. Des Weiteren sei es wichtig, Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA mit anderen rohstoffreichen und möglichst stabilen Demokratien wie den USA, Kanada und Südafrika weiter voranzutreiben.

Kreislaufwirtschaft wichtiger denn je

Analog zur Lieferkettenproblematik zeigt sich, dass sich bei Rohstoffen breiter aufgestellt werden muss, um eine stabile Versorgungssicherheit zu erzielen. Ebenfalls gilt es laut IW zu prüfen „welche nationalen und europaweiten Kapazitäten für einen Abbau und die Weiterverarbeitung essenzieller Rohstoffe möglich sind“. Eine weitere Option ist das Recycling als Quelle von Sekundärrohstoffen. Damit hebe man auch die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa hervor.

Am 24. Februar marschierte Russland in der Ukraine ein. Seit diesem Tag versucht die Bundesregierung Deutschland unabhängiger von russischen Gas- und Ölimporten zu machen. Nach Erkenntnissen der IW Fachleute, könnte die deutsche Wirtschaft ein Aussetzen der Handelsbeziehung verkraften. Laut Studie habe Deutschland im Vor-Corona-Jahr 2019 lediglich zwei Prozent seiner Importe aus Russland bezogen. Davon seien sieben Prozent auf Rohstoffe entfallen. Dem gegenüber steht allerdings, dass Deutschland 40 Prozent seiner Nickelimporte, 14 Prozent bei Kadmium und 20 Prozent aller Chromeinfuhren aus Russland stammen. Dazu stammen 25 Prozent aller Palladiumimporte aus Russland. Palladium gilt als wichtiger Rohstoff für die Automobilindustrie, von der der Exportweltmeister abhängig ist. Laut Studie wird „Palladium vor allem beim Bau von Autokatalysatoren, in der chemischen Industrie und in der Elektrotechnik verwendet“. Die Handelsstatistiken zeigen sehr deutlich, dass neben Deutschland auch der ganze Weltmarkt in punkto Rohstoffe von Russland abhängig ist.