Neben hohen Erwartungen verspricht der Börsengang von Porsche auch sehr viel Spannung. Einer der wohl wichtigsten Börsengänge soll, laut Volkswagen-Finanzvorstand Arno Antlitz, noch im vierten Quartal 2022 von statten gehen. Trotz Ukraine-Krieg und steigender Rohstoffpreise könnte es ein lohnendes Geschäft für Investoren werden. Allerdings sehen manche Börsianer den Vorstoß des VW Konzerns mit Skepsis. Personelle Verflechtungen und fragwürdige Praktiken im Mutterkonzern werfen viele Fragen auf. Finanzfachleute schätzen den Wert der Porsche AG mit bis zu 90 Milliarden Euro ein, wenn die Aktien dann in den freien Handel kommen. VW hält an seinem Zeitplan fest und will das Initial Public Offering (IPO) im vierten Quartal starten.
IPO trotz kritischer Marktlage
Ob sich bis dato die Ukrainekrise und der angespannte Rohstoffmarkt entspannt haben ist allerdings nicht abzuschätzen. Hinzu kommt, dass sich Anleger und Kapitalmarktbeobachter an den Konditionen des IPO stören und manch umstrittenen Praktiken der Konzernleitung für Unmut sorgen. Aus dem näheren Umfeld einiger Investorenkreisen ist zu hören, dass man dadurch keine Porsche-Aktien zeichnen werde. In der Diskussion geht es darum, wie das von VW gewählte Konstrukt mit den nachhaltigen ESG-Zielen zusammenpassen soll. Diese Ziele stehen für Umweltschutz (E), soziale Verantwortung (S) und eine gute Unternehmensführung, auf Englisch Corporate Governance (G). Hat der Autokonzern mit dem Vorantreiben der Elektrifizierung in Wolfsburg und bei seiner Stuttgarter Sportwagentochtergesellschaft viele Finanzbeobachter überzeugt, sorgt die Corporate Governance (G), sprich die Unternehmensführung, bei vielen für Skepsis. Hauptsächlich geht es um die eingeschränkte Mitsprache von Anlegern und um die starke Abhängigkeit vom großen Konzern VW. Dazu kommt die viel diskutierte Nähe zwischen Vorstand, Betriebsrat, dem staatlichen Großaktionär Niedersachsen und den Familien Porsche und Piëch. Dieses Geflecht steht schon lange in der Kritik, nun hat die Diskussionen durch die Börsenpläne neue Nahrung erhalten. Sollte der VW Konzern an den Plänen bis zum vierten Quartal festhalten, bleibt ihm nicht mehr viel Zeit, die unentschlossenen Investoren überzeugen und sich offen für neue Anleger zu zeigen.